Zielsetzung 2014

140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik und Verwaltung, Medizin und Pflege, Verbänden und Pharmaunternehmen diskutierten beim 1. Bundeskongress GenderGesundheit im März 2013 darüber, wie eine in dieser Hinsicht personalisierte Versorgung der Zukunft aussehen könnte, welche Herausforderungen Politik und Selbstverwaltung sich unter dieser Prämisse stellen müssen, welche Versorgungsmodelle seitens der Krankenkassen denkbar sind und wie es um die Einflüsse des Geschlechts z.B. auf ärztlicher Seite bestellt ist, wenn es um Diagnose, Therapie und Compliance geht.

 

Der 2. Bundeskongress Gender-Gesundheit, am 13. und 14. März 2014 in Berlin, möchte sich verstärkt dem Genderaspekt in und der Kooperation zwischen den medizinischen und nicht-medizinischen Gesundheitsberufen widmen.

 

Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und einer Zunahme multipler Erkrankungen hat auch die Politik erkannt, dass Pflege ein immer wichtigerer Baustein in der Versorgungslandschaft wird. Eine engere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gesundheitsberufe wird künftig erforderlich sein und neben Ausbildung und angemessener Honorierung für eine Aufwertung des Pflegeberufs und der übrigen nicht-ärztlichen Heilberufe sorgen.

 

Eine strikte Hierarchie, mit der klassischen Delegation von oben nach unten, wird der Kooperation weichen (müssen). Gerade im Krankenhausbereich dürfte eine zunehmende Zahl von Ärztinnen in Führungspositionen nicht ohne Einfluss auf Arbeitsweise und Strukturen des klinischen Versorgungsalltags bleiben. Damit könnte auch eine Chance auf Überwindung enger hierarchischer Grenzen und die Etablierung gemischter Teams einhergehen, deren Effizienz sich in anderen Wirtschaftsbereichen bereits gezeigt hat.

 

Darüber hinaus wirken auch Arbeitszeiten und Lebensauffassungen, die gerade Karrieren von Müttern als sekundär einstufen, nicht nur der Forderung nach mehr Frauen in Führungspositionen entgegen, wir werden sie uns auch angesichts der demographischen Herausforderungen nicht mehr lange leisten können.

 

Anlässlich des Männergesundheitsberichts 2013 wird ein weiterer Fokus des 2. Kongresses auf der Diagnose psychischer Erkrankungen liegen. Beim Krankheitsbild der Depression sind Männer deutlich unterversorgt.

 

Während ein "weiblicher" Herzinfarkt noch überwiegend nach männlichen Symptomen diagnostiziert wird, droht eine "männliche" Depression unerkannt zu bleiben, wenn sie sich nicht mit "weiblichem" Rückzug äußert, sondern mit externalisiertem und (auto-)aggressivem Verhalten.

 

Während für Frauen eine psychische Erkrankung tolerabel und gesellschaftlich weitgehend akzeptiert ist, scheitern Patienten wie Ärzte häufig an einem tradierten reduzierten Männlichkeitsbild. Ein Top-Down-Kommunikationsstil zwischen Arzt und Patient und die Furcht vor Stigmatisierung verhindern oft eine adäquate Diagnose und Behandlung – mit hohen Kosten für die Betroffenen, ihr Umfeld und des Gesundheits-systems.

 

Geschlechterstereotype, tief gesellschaftlich verinnerlicht, sorgen also auch heute noch für Ungleichgewichte in der Versorgung. Für eine geschlechteradäquaten Wahrnehmung und Diagnose bedarf es einer Ausbildung, die nicht allein auf das Multiple-Choice-Test-Verfahren setzt, sondern auch auf Kommunikationskompetenzen.